Neuronale Filter: Wie unser Gehirn die Realität ausblendet

Neuronale Filter: Wie unser Gehirn die Realität ausblendet

Was wir für „die Realität“ halten, ist womöglich nur ein winziges Fragment eines viel größeren Ganzen. Laut den Neurowissenschaftlerinnen Marjorie Woollacott und Marina Weiler funktioniert unser Gehirn wie ein Radio – es empfängt nur einen bestimmten Sender. Der Grund dafür? Neuronale Filter. Was es damit auf sich hat, verrät der nachfolgende Text.

Was sind neuronale Filter?

Neuronale Filter sind wie Wächter in unserem Kopf: Sie entscheiden, welche Sinneseindrücke, Gedanken und Gefühle es in unser Bewusstsein schaffen – und welche draußen bleiben. Diese Filter halten uns handlungsfähig in einer reizüberfluteten Welt, formen aber auch eine stark eingeschränkte Version der Wirklichkeit.

Die Mechanik unserer Wahrnehmung kurz erklärt

Unsere Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Schmecken – sind hoch entwickelt, aber auch begrenzt. Wir sehen nur sichtbares Licht, hören nur einen limitierten Frequenzbereich. Der Rest der Realität bleibt uns verborgen. Und genau hier greifen die neuronalen Filter ein: Sie reduzieren das gigantische Datenvolumen auf das, was überlebenswichtig oder gewohnheitsgemäß relevant erscheint.

Wichtige Bestandteile dieser Filter sind:

  • Sinnesrezeptoren (z.B. Auge, Ohr)
  • Aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem (ARAS) – hält uns wach und selektiert Reize
  • Thalamus – verteilt sensorische Informationen
  • Default Mode Network (DMN) – erzählt uns unsere innere Geschichte
  • Sprachzentren – benennen die Welt, machen sie aber auch berechenbar

Diese neuronalen Filter beschränken uns auf einen winzigen Frequenzbereich innerhalb eines viel größeren, kaum erfassbaren Spektrums.

Was geschieht, wenn diese neuralen Filter versagen?

Unter bestimmten Bedingungen geraten neuronale Filter ins Wanken – und die Realität weitet sich. Drei zentrale „Störquellen“ sind:

  • Nahtoderfahrungen: Menschen erleben Lichttunnel, schweben außerhalb ihres Körpers, fühlen sich verbunden mit etwas Größerem.
  • Tiefe Meditation: Das Default Mode Network fährt herunter, das Ego löst sich auf, das Gefühl für Raum und Zeit verschwindet.
  • Psychedelika (z. B. Psilocybin oder LSD): Farben explodieren, Zeit kollabiert, das Selbst dehnt sich aus. Gehirnscans zeigen: Die üblichen neuronalen Filter sind „aus der Bahn geworfen“.

Und was geschieht, wenn die Filter vollkommen wegfallen

Wenn neuronale Filter ihre Wirkung verlieren, erleben Menschen:

  • Einheit mit allem: Das Selbst verschmilzt mit der Umwelt.
  • Verändertes Zeitgefühl: Zeit steht still oder dehnt sich unendlich.
  • Nicht-lokale Wahrnehmung: Plötzliche Einsichten, intuitive Verbindungen über Raum und Zeit hinweg.
  • Ego-Auflösung: Das „Ich“ löst sich auf, es bleibt reines Bewusstsein.

Fazit: Gefangen im Filter – oder bereit, ihn zu hinterfragen?

Neuronale Filter sind überlebensnotwendig – aber sie begrenzen auch unser Weltbild. Sie schenken uns Ordnung, aber rauben uns vielleicht die Magie. Wer sie infrage stellt, entdeckt eine Realität, die weiter, tiefer und wundersamer ist, als es unsere Alltagssicht je vermuten lässt.

So stellt sich auch die Frage, ob wir nach dem Tod vielleicht eintauchen in eben diese riesige Realität, die für uns aktuell nicht greifbar ist. Was befindet sich hinter dem großen, unbekannten Vorhang? (Quelle)

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